COVID-19: Maßnahmen-Analyse und Zukunftsplanung

01.03.2023
Start des Forschungsprojektes BETTER: was können wir bei potentiellen Pandemien in Österreich besser machen?

Wissenschaft lebt davon, dass sie transparent und nachvollziehbar ist: dazu werden wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht und evaluiert. Nur so ist es möglich, dass Fehler entdeckt werden und wir aus diesen Fehlern für die Zukunft lernen - somit entsteht neues Wissen. Das vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) geförderte Projekt „BETTER – Being Equiped To Tackle Epidemics Right“ widmet sich der Frage, was nicht gut gelaufen ist – und vor allem ob wir in Zukunft etwas besser machen können. Vernetzt mit internationalen Evaluierungen und Weiterentwicklungen möchte BETTER so dabei helfen, es künftig besser zu machen.

Wie reagieren wir best- und schnellstmöglich auf mögliche Epidemien?

Dinge, die bis zum Ausbruch der Pandemie als unvorstellbar galten wurden zum Teil von einem Tag auf den anderen beschlossen (verpflichtendes Homeoffice, Schulschließungen, Lockdowns, …). Politik, Wissenschaft und Gesellschaft fanden sich plötzlich in einer gänzlich neuen Situation, zwischen dem schnellstmöglichen Finden von Lösungen (Entwicklung von Impfstoffen, Simulation und Analyse von Pandemie-Mechanismen, Bewertung von Folgekosten) und der Beibehaltung bewährter Kontrollmechanismen (Qualitätssicherung Veröffentlichung der Ergebnisse). Gleichzeit stand die Wissenschaft plötzlich im medialen Rampenlicht und wurde von den EntscheidungsträgerInnen der Politik so intensiv wie nie zuvor um ihre Informationen und Einschätzungen gebeten.

Diese Prozesse sind aktuell Thema einer intensiven politischen, wissenschaftlichen und medialen Diskussion. Für das Funktionieren von Demokratien und für die Wissenschaft selbst, ist es notwendig, dass sowohl Empfehlungen als auch Handlungen überprüft werden. Nur so lassen sich Fehler und Fehlentscheidungen finden, Missstände beheben und Schlüsse für die Zukunft ziehen. Das muss aber wissenschaftlich fundiert und nicht „auf Zuruf“ passieren.

Wie dieses Handeln bestmöglich überprüft und bewertet werden kann, darüber hat sich ein Team bestehend aus der Medizinischen Universität Wien, der Universität für Weiterbildung Krems und der TU Wien bereits Anfang 2022 Gedanken gemacht. Herausgekommen ist das WWFT-geförderte Forschungsprojekt BETTER – Being Equiped To Tackle Epidemics Right, das am 1.3.2023 startet.

Im WWTF Call 2022 Life Science – Public Health (https://wwtf.at/funding/programmes/ls/#LS22) waren interdisziplinäre Forschungsprojekte mit Fokus auf innovative Methodenentwicklung im Bereich der öffentlichen Gesundheit einzureichen. Das dreijährige Forschungsprojekt BETTER konnte sich als eines von 8 Projekten gegen eine Konkurrenz von 95 Einreichungen in einem Peer Reviews durchsetzen.

Lehren für die Zukunft

BETTER hat sich zum Ziel gesetzt Wirksamkeitsforschung, Modellierung von Infektionskrankheiten und Evidenzsynthese zu kombinieren, um die zukünftige Epidemie- und Pandemievorsorge in Österreich zu verbessern. Dabei ist ein wesentliches Element das aktive Miteinbeziehen verschiedener Stakeholder, einschließlich der BürgerInnen. Dazu werden verschiedene Entscheidungsszenarien und deren Auswirkungen in städtischen und ländlichen Umgebungen simuliert.

Die für die Analysen nötigen Modellparameter werden basierend auf Ergebnissen von systematischen Reviews, Meta-Analysen und Interviews erarbeitet. Das an der TU Wien entwickelte, agentenbasierte Bevölkerungskonzept (um komplexe Verhaltensweisen bestmöglich zu beschreiben) wird eingesetzt, um die Auswirkungen der verschiedenen Szenarien auf (gesundheits-)systemische, psychosoziale, epidemiologische und wirtschaftliche Aspekte zu bewerten. Dieser Blick auf Bereiche, die während der Pandemie nicht ausreichend beleuchtet wurden, ist ein wichtiger Aspekt in BETTER.

Mit dem Finge auf andere zeigen ist im politischen Diskurs – so scheint es - üblich, die Wissenschaft sollte sich auf Evidenz fokussieren. Bis heute wurde die Wirksamkeit gesetzter Maßnahmen und Strategien zur Bekämpfung der Pandemie in Österreich nicht evaluiert. Das ist allerdings für die Optimierung einer zukünftigen Epidemie- bzw. Pandemievorsorge unerlässlich.

Dadurch wird es möglich in Zukunft bessere Entscheidung bei potenziellen künftigen Pandemien zu treffen. Gerade vor dem Hintergrund der (politischen) Spaltung der Gesellschaft und einem gefährlichen Misstrauen gegenüber der Wissenschaft ist unser Anspruch mit BETTER bei dieser Aufarbeitung beizutragen und durch die Vernetzung mit internationalen Vorhaben zur Evaluierung und zur Planung die „Prepardeness“ in Österreich mit zu verbessern.