Corona-Virus bis März in Österreich – was dann?

24.02.2020

Aufgrund der bisherigen Ausbreitung des Corona-Virus zeigen unsere Modelle, dass bis Anfang März der erste bestätigte Krankheitsfall in Österreich auftreten wird. Das ist jedoch kein Grund zur Panik, sondern ein Grund sich systematisch auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten.

Dabei geht es primär um zwei Punkte:

  1. Warum wissen wir nicht genau wie schnell und stark sich die Krankheit ausbreitet und wie können wir gefährdete Bevölkerungsgruppen schützen?
  2. Wie können wir wissen ob ausreichend Gesundheits-Infrastruktur bereitsteht?

1) Das Corona Virus trifft, wie auch die jährliche Influenza-Epidemie, nicht alle Menschen gleich stark. Besonders gefährdet sind kranke Menschen, Ältere und oft Kinder – im Falle der aktuellen Ausbreitung dürften Kinder recht selten erkranken. Vor allem, wenn sie einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Bei 80% der Fälle speziell junger Menschen verläuft die Krankheit mild. In unseren Szenarien könnten sich (theoretisch) zwar viele Menschen anstecken, allerdings sind in Österreich nur ca.25% der über 50jährigen multimorbid. Da ältere Menschen auch weniger Kontakte haben, ergeben unsere Modelle, dass nur ca. 30 bis 40 Menschen von potentiell 1.000 Infizierten auf Grund Ihres Alter oder Vorerkrankungen stark gefährdet sind. Es ist daher besonders wichtig, dass die gefährdeten Personengruppen schnellstmöglich identifiziert und Maßnahmen zu ihrem Schutz ergriffen werden, d.h. die Zahl der infizierten Alten und Kranken möglichst gering zu halten.

Ein Problem ist die s.g. Inkubationszeit, das ist jener Zeitraum in dem ein Mensch andere anstecken kann, selbst aber noch gar nicht weiß, dass er/sie krank ist. Die Inkubationszeit ist im aktuellen Fall des Corona-Virus recht lange. Dies macht es einerseits schwer zu wissen ob man alle Krankheitsfälle kennt, andererseits erschwert es den Verlauf genau zu verfolgen – also zum Beispiel wie der Virus nach Italien kam. Wir gehen auf Basis unserer Simulationsmodelle von einer Dunkelziffer von 15 bis 30 Prozent aus, das sind die Fälle die wir nicht oder erst später erkennen (im Video ist dies die orange Kurve; die rote Kurve bildet die Anzahl an bestätigten Fällen ab). Auch das ist kein Grund für Panik, immer mehr Fälle werden mild oder sogar symptomlos verlaufen – wichtig ist die präventiven Maßnahmen dorthin zu fokussieren wo man sie braucht: Schutz von alten Menschen und Kranken und dort wo man einen Ausbruch erkennt möglichst effizient verhindern, dass sich die Krankheit schnell und unnötig weit ausbreitet.

2) Um gewährleisten zu können, dass diese Maßnahmen problemlos durchgeführt werden können ist es jedoch essentiell, dass die dafür notwendige Infrastruktur zur Verfügung steht. Das sind im Falle einer Epidemie vor allem zwei Punkte: Gibt es genug (potentielle) Intensiv-Betten zur Behandlung von Fällen mit schwerem Krankheitsverlauf? Und: wie viele Quarantäne-Betten zur Abschirmung von Infektionsherden können binnen 24 Stunden nach Region zur Verfügung stehen.

Autoren: Štefan Emrich, Niki Popper