Kaum hatte man die Delta Variante in den Griff bekommen und das Immunitätslevel der Bevölkerung ausreichend erhöht, führte die neue Omikron Variante zu Fallzahlen in noch nie beobachteten Höhen.
Aber wie kam es dazu?
Einer der Hauptgründe ist die sogenannte Immunevasion: Die Variante hat besser als jede zuvor die bestehenden Immunitäten der Bevölkerung umgangen. Dadurch waren sehr viele Menschen, die zuvor gegen Varianten wie Alpha oder Delta bereits immun waren, auf einen Schlag wieder ansteckbar. Dabei wäre es so wichtig den Anteil der ansteckbaren Bevölkerung so niedrig wie möglich zu halten. Dieser ist entscheidend dafür, dass Epidemiewellen ohne zusätzliche Interventionen – quasi von allein – wieder abebben und dass es bei niedrigen Fallzahlen nicht wieder zu neuen Ausbrüchen kommt.
Aus diesen Gründen ist jedenfalls das Monitoring des Immunstatus der Bevölkerung so relevant. Dieses Monitorig gibt Aufschluss darüber, wie viel Ansteckungspotential die bestehende Virusvariante zum gegenwärtigen Zeitpunkt innerhalb der Bevölkerung hat. Diese Beobachtungen sind regelmäßig neu zu bewerten, denn neben neuen Varianten führt auch der zunehmende zeitliche Abstand zu Genesungen und Impfungen zu einem Rückgang der Immunität innerhalb der Bevölkerungen.
Unter http://www.dexhelpp.at/en/immunization_level/ wird regelmäßig der Schutzstatus der Bevölkerung gegenüber Infektionen mithilfe eines Simulationsmodells erhoben. Der Auswertung hier liegt jedoch eine Datenauswertung aus dem Epidemiologischen Meldesystem und dem e-Impfpass sowie Studiendaten aus de Vereinigten Königreich und der USA zugrunde (siehe auch https://www.dwh.at/news/modellerweiterung_dynamik_des_immunitaetsverlaufes_abschaetzbar/Dynamik_des_Immunit%C3%A4tsverlaufes_der_%C3%96sterreichischen_Bev%C3%B6lkerung-2022-03-02.pdf). Ziel dieser Auswertung ist eine Abschätzung zum Schutz der Bevölkerung gegen COVID-19 verursachte Hospitalisierung.
Tortendiagramm „Impf- und Genesungsstatus der Bevölkerung“ zeigt, wie sich die Bevölkerung mit 08.03.2022 in die jeweiligen Klassen aufteilt. So sind mit diesem Stichtag etwa 11% der Österreicherinnen und Österreicher mindestens einmal geimpft und bestätigt genesen, etwa 64% sind mindestens einmal geimpft aber nicht genesen, und etwa 10% sind bestätigt genesen aber ungeimpft. Etwa 50% (41% nur geimpft + 9% geimpft und genesen) sind mindestens dreimal geimpft. Etwa 12% hatten überhaupt noch nie bestätigten Kontakt mit Virus oder Impfstoff.
Da man davon ausgehen kann, dass ein sehr großer Anteil der Infektionen unbestätigt bleiben, zeigt dieses Diagramm natürlich nur den beobachteten, nicht jedoch den tatsächlichen Genesungsstatus der Bevölkerung, Aus Modellergebnissen (siehe http://www.dexhelpp.at/en/immunization_level/) lassen sich Annahmen zur Dunkelziffer für die jeweiligen Kohorten treffen. Zählt man unbestätigte Infektionen zu den Genesungen hinzu ergibt sich das Bild „Impf- und Genesungsstatus der Bevölkerung mit Dunkelziffer“. Man sieht, dass sich insbesondere der Anteil der „Genesenen und Geimpften“ massiv vergrößert. Der Anteil der Ungeschützten geht auf etwa 10% zurück.
Studien aus dem Vereinigten Königreich erlauben nun Schätzungen, wie viele Österreicher und Österreicher auf Basis ihres Impf- und Genesungsstatus nun gegen COVID-19 verursachte Hospitalisierung „geschützt“ und wieviele "ungeschützt", also dasselbe Hospitalisierungsrisiko haben, wie jemand der weder genesen noch geimpft ist. Mit diesen Annahmen ergibt sich Abbildung „Geschätzter Schutz gegen Hospitalisierung“. Diese Grafik kann man nun wie folgt verstehen: 69% der Österreicherinnen und Österreichern sind durch deren Impf- oder Genesungsstatus vollständig vor einem schweren COVID-Verlauf mit Hospitalisierung geschützt, die restlichen 31% haben das selbe Risiko schwer zu erkranken wie ein nicht geimpft oder genesener. Je nach Variante ist auch dieser Wert anders einzuschätzen. Für Omikron, beispielsweise, ist auch für nicht genesene und geimpfte das Riksio eines schweren Verlaufs im Vergleich zur Delta Variante stark zurückgegangen.
Schlussendlich zeigt „Geschätzter Schutz gegen Hospitalisierung inkl. Dunkelziffer“ das analoge Bild mit Einbeziehung der Dunkelziffer. Korrekterweise muss man hier anmerken, dass der Schutz immer im Vergleich zu "ungeimpften nicht bestätigt genesenen Personen" angegeben wird und hier ein Bias besteht: Diese Gruppe beinhaltet mittlerweile auch eine Dunkelziffer, also einen Anteil an Personen die eigentlich genesen sind. Da solche Personen in den Daten natürlich nicht ersichtlich sind, bezieht sich der angegebene Schutz dementsprechend auf die beobachtbare Vergleichsgruppe "ungeimpft und nicht bestätigt genesen".
Datenstand vom 08.03.2022